Das Autismus-Spektrum

Autismus ist keine statische Momentaufnahme. Die Symptome äußern sich in den Lebensaltersstufen ganz unterschiedlich. Bestimmte Merkmale treten erst später in Erscheinung, andere verschwinden mit der Zeit.

Zum Autismus-Spektrum gehören unter anderem Menschen mit einem großen Bedürfnis nach Rückzug aus sozialen Situationen, einer Abneigung gegenüber Veränderungen und Unvorhersehbarkeiten im Alltag, einem vorherrschenden Bedürfnis nach Beschäftigung mit den eigenen Interessen, einer geringen Flexibilität im Denken und Handeln, mit Problemen in der Alltagsbewältigung und großen Anpassungsschwierigkeiten in sozialen Situationen.

Auch können Menschen aus dem Autismus-Spektrum Besonderheiten bei der Verarbeitung ihrer Sinneseindrücke haben; es können Über- und Unterempfindlichkeiten gegenüber Sinneseindrücken, wie z.B. gegenüber Berührung, Schmerz, Licht, Geräusch, Geschmack, Geruch etc. auftreten. Diese äußern sich dann in Such- bzw. Vermeidungsverhalten.

Einige Menschen haben synästhetische Wahrnehmungen. Darunter versteht man, dass ein bestimmtes Sinnesorgan bei Reizung eines anderen reagiert und die Betroffenen z.B. Töne als Farben wahrnehmen.

Bei Kindern aus dem Autismus-Spektrum werden darüber hinaus häufig Auffälligkeiten beobachtet, die mit dem Schlaf-Wachrhythmus, mit der Nahrungsaufnahme und der Darmentleerung (Stuhlverhaltung) zusammenhängen.

Das Essverhalten kann sich im Einzelfall durch eine fehlende Wahrnehmung für Hunger, Durst oder einem fehlenden Sättigungsgefühl äußern. Auch können eigentümliche Vorlieben für ganz bestimmte Lebensmittel auftreten, die z.B. auf Farbe, Beschaffenheit oder Form beruhen, wie etwa flüssige, breiige Nahrungsmittel, Joghurt, Schmelzkäse, aber auch nicht essbare Dinge. Zudem kann die Nahrungsaufnahme durch mangelndes Kauen, Verschlingen etc. geprägt sein.

Manche Menschen aus dem Autismus-Spektrum zeigen lediglich „sonderbare“ Verhaltensweisen in der sozialen Interaktion.

Das Entwicklungsprofil betroffener Menschen ist oftmals sehr außergewöhnlich. Es ist abhängig von Ausprägungsgrad, Begleiterkrankungen wie z.B. Epilepsie, Intelligenz, Persönlichkeitseigenschaften und dem sozialen Umfeld.

Einige Menschen entwickeln ein erstaunliches Faktenwissen in ihrem Spezialgebiet und haben ein gutes memorierendes Gedächtnis, andere haben naturwissenschaftliche und/oder technische Interessen und Begabungen, wieder andere sind kreativ und entwickeln u. a. große Fähigkeiten im gestalterischen Bereich. Einige können gut zeichnen und/oder malen. Häufig sind hier die visuellen und räumlichen Fähigkeiten in einem hohen Maß ausgeprägt. Andere Menschen haben auditive Stärken und entwickeln z.B. ein sehr gutes musikalisches Gehör.

Viele betroffene Menschen denken sehr logisch und analytisch, haben einen Blick für das Detail und interpretieren ihre Wahrnehmungseindrücke (das was sie z.B. hören, sehen oder fühlen) sehr konkret und wortwörtlich.

Das Autismus-Spektrum ist unabhängig von der Intelligenz und kann mit geistiger Beeinträchtigung ebenso wie mit durchschnittlicher bis überdurchschnittlicher Begabung auftreten.

Allen Menschen aus dem Autismus-Spektrum ist gemein, dass ihr Intelligenzprofil sehr schwankend ausfallen kann. Guten Fähigkeiten in der logischen Intelligenz können beispielsweise große Probleme bei der Alltagsbewältigung gegenüber stehen.